Durch die Arbeit der Kontaktstelle Wohnraum fördert die Stadt Osnabrück aktiv die lokale Verbreitung neuer Wohnformen. Mit ihr als Kooperationspartnerin und exzellent unterstützt von der Volkshochschule Osnabrück führte das zwgl-Beratungskollektiv am 20. und 21. September vor Ort den Orientierungs-Workshop „Gemeinschaftlich Wohnen – Ist das was für mich?“ mit 13 Teilnehmenden durch.
Verbindungspunkte finden
Was erwartet mich wohl ab Freitagnachmittag in der Volkshochschule? Sich in unbekanntes Gebiet mit fremden Menschen zu wagen, erfordert manchmal etwas Überwindung. So betraten manche Teilnehmende den Workshop-Raum vorsichtig und schüchtern, andere kamen direkt freudig und enthusiastisch hinein. Die ersten Schritte in unseren Orientierungs-Workshop stehen stellvertretend dafür, was Menschen auch beim Kennenlernen und Gründen von Wohnprojekten erleben. Da heißt es, Berührungsängste überwinden und sich öffnen für andere Menschen.
Thema Gemeinschaft: Motivation und Bedürfnisse
So steht am Anfang des Workshops erst mal der oder die Einzelne in ihrer Beziehung zur Gemeinschaft im Fokus. Beim Kennenlernen fragen Magnus Pagendarm und Sara Reimann, die den Workshop leiten: Mit welcher Motivation bist du hier? Was sind Deine Bedürfnisse und was willst Du hier erleben? Diese durchaus unterschiedlichen Beweggründe reichen von der Idee, das eigene zu groß gewordene Haus für eine Wohngemeinschaft umzubauen, über die Neugründung eines Wohnprojekts am Stadtrand, bis hin zum fachlichen Interesse von Architekt:innen, die auch als Teilnehmende dabei waren.
Wohnwünsche
Von den zukünftigen Wohnwünschen treten wir aber erst einmal ein Stück weit zurück und gucken mit den Teilnehmenden zunächst in ihre Wohnbiografie und Gemeinschaftserfahrungen. Für die Beantwortung der Frage, ob gemeinschaftliches Wohnen die richtige Lebensweise für eine Person ist, sind auch vergangene Erfahrungen wichtige Hinweise. Es gibt Menschen, die sich daran erinnern, wie bereichernd das gemeinsame Kochen damals in der Studierenden-WG war. Andere denken an ihre Großfamilie und wie anstrengend das sein konnte. Im Gespräch miteinander entdecken wir dann: Wohnprojekte sind eine intentionale Form des Zusammenwohnens, d.h. wir wenden uns bewusst bestimmten Menschen, Projekte und Lebensstilen zu. Die Gemeinschaft ist nicht familiär-vorgegeben oder zufällig zusammengewürfelt – eine Chance dafür, dass individuelle Bedürfnisse zusammenpassen.
Überblickswissen und praktische Übungen
Der Workshop vermittelt auch ein breites Überblickswissen zu den unterschiedlichen Formen gemeinschaftlichen Wohnens, passenden Rechtsformen und Wegen, ein Projekt zu finden oder zu gründen: Von der Baugemeinschaft, die ein Mehrfamilienhaus in der Stadt mit Eigentumswohnungen und gemeinsamen Garten baut, bis hin zur ländlichen Kommune, die Gemüseanbau betreibt und dieses direkt in der eigenen Kantine verarbeitet – die Lebens- und Organisationsformen sind vielfältig. Die Teilnehmenden durften auch in verschiedene Techniken reinschnuppern, die hilfreich für die Kooperation und Kommunikation in Wohnprojekten sind z.B. das „Systemischen Konsensieren“ für gemeinsame Entscheidungsfindungen oder die „Redestabrunde“, die zum genauen Zuhören anregt.
Impulse für das eigene Leben
So unsicher der ein oder die andere auch zum Workshop gekommen ist, die Begeisterung am Ende war sichtbar, andere Menschen mit ähnlichen Wünschen kennengelernt und von der „Weisheit der Gruppe“ profitiert zu haben. So gab es direkt die Idee, einen Wohnprojekte-Stammtisch zu gründen und den Austausch mit der Kontaktstelle Wohnraum der Stadt Osnabrück zu halten. Neue Impulse für das eigene Leben und neue Impulse für Osnabrück!
Wir danken der Kontaktstelle Wohnraum und der VHS Osnabrück für die gelungene Zusammenarbeit!